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Im Lahwald von Adenstedt befindet sich ein bronzezeitliches Gräberfeld mit eindrucksvollen Hügelgräbern.

Doch zunächst einige Bemerkungen über das Zeitalter in dem die Grabhügel entstanden sind.

Schematische Darstellung: Grabhügel im Schnitt


Die Kenntnis der Bronzeherstellung breitete sich in Europa vom östlichen Mittelmeerraum langsam auf den Kontinent aus. Der Nachschub an Metall wurde in den Kulturzentren z.B. Mykene immer schwieriger. Auf der Suche nach den begehrten Rohstoffen Kupfer und Zinn fuhren mutige Händler an den Küsten des Mittelmeers immer weiter westwärts, durchquerten die Straße von Gibraltar und gelangten schließlich an der Atlantikküste entlang bis nach den Britischen Inseln, die im Altertum Zinninseln genannt wurden. An den vielen Haltepunkten auf diesen Routen kam, durch Kontakte mit einheimischen Handwerkern, die Technik der Bronzebearbeitung und -herstellung bis in den hohen Norden und wurde dort im Inland weiter verbreitet.
Die gesellschaftlichen Entwicklungen, die darauf folgten waren gewaltig. Die Seltenheit der Rohstoffe und die Verfügbarkeit über sie, ließen Inseln des Fortschritts und des Wohlstands entstehen. Einige Persönlichkeiten und Gruppen konnten großen materiellen Reichtum anhäufen und Eliten bildeten sich heraus. Für den Handel bedeutete diese Entwicklung, einen wachsenden Bedarf an Gütern liefern zu können. Es entstanden die ersten großen Handelswege über den ganzen Kontinent. Die ersten Straßen wurden angelegt und dabei gefährliche Strecken wie z.B. Moore mit Knüppeldämmen überbrückt. Der Blick aus unserer Zeit verkürzt natürlich diesen langen Zeitraum der europäischen Bronzezeit von ca. 2000 bis 700 vor Chr. zu einer Phase, die uns scheinbar nicht mehr betrifft.
Doch die Entwicklungen, die damals begannen und die technischen Erfindungen dieser Zeit sind die Grundlagen unserer europäischen Kultur. Am Ausklang der Bronzezeit, als das viel leichter zu bearbeitende und vor allen Dingen häufiger vorkommende Metall Eisen Grundlage der Wirtschaft wurde, waren die Strukturen Europas schon angelegt. Die Völker hatten die Plätze gefunden an denen wir sie dann, als die geschriebene Geschichte begann, antreffen.


Im Adenstedter Lahwald hat ein bedeutendes Kulturdenkmal der Mittleren Bronzezeit (ca. 1500 v.Chr.) bis zur frühen Eisenzeit (ca.500 v. Chr.) die vergangenen Jahrtausende überstanden. Nicht immer verbarg ein Wald diesen Ort, deshalb ist es um so erstaunlicher, daß sich dieses Denkmal im fruchtbaren Lößbodengebiet so gut erhalten hat. Am heutigen Dorfrand gelegen, existierten bis in die 50er Jahre ca. 80 Hügelgräber. Ein großartiges Panorama bot sich dem Betrachter.

Anfang der 1950er Jahre wurde die Erweiterung der in der Nähe des Waldes gelegenen Kiesgrube (Sandloch) von der ILSEDER HÜTTE beschlossen. Es war klar, daß dies eine Gefahr für die Hügelgräber darstellte. Die Gräber waren bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht archäologisch untersucht worden. Nun drängte die Zeit. Die gefährdeten Hügel mußten fachmännisch ergraben werden. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und der Medien (Zeitungsberichte, Rundfunkreportagen und Dokumentarfilm) untersuchte man in den Jahren von 1951-55 über 30 Hügel. Die Arbeiten wurden von Archäologen aus Hannover und Wolfenbüttel geleitet. Die IILSEDER HÜTTE finanzierte das Vorhaben und stellte das Personal zur Verfügung.

 

 

 

Die Ausgrabungen im Lah 1951
Die Ergebnisse aus diesen Grabungskampagnen waren, neben der oben erwähnten Datierung, die geborgenen Objekte. In 2 Hügeln wurden sogar Reste von Baumsärgen aus Eichenstämmen gefunden und als Erstbestattung festgestellt. Bei den übrigen Hügeln fand man nur Urnen als Erstbestattung vor.
Es war handgeformte Töpferware, die vorher auch als Gebrauchsgeschirr gedient haben konnte. Da der Leichenbrand in den Urnen mit einem 2. Gefäß geschützt war, spricht man auch von Deckelurnen. Leider wurden beim Verbrennen der Toten selbst Metallgegenstände vernichtet, die sonst eine Zuordnung der Bestatteten in eine der bekannten Kulturgruppen erleichtert hätten. Als unbeschädigte aber korrodierte Grabbeigabe fand sich eine bronzene Speerspitze des sogenannten „Lüneburger Typs".
Auf eine lange Siedlungsdauer deutet die Tatsache hin, daß bis in die vorrömische Eisenzeit die Hügelgräber für Nachbestattungen in Urnen genutzt wurden. Später ging man auch hier dazu über, die Urnen in Gräberfelder ohne Hügel zu bestatten.
Ein zufälliger Urnenfund von 1995, unmittelbar südlich der Hügelgräber auf dem Baugelände des neuen Kindergartens, zeugt in diesem Sinne für die oben erwähnte Bestattungskontinuität.
Die vielen Urnen und Nebenfunde, die man aus den Hügeln barg, wurden auf verschiedene Magazine verteilt. In der Heimatstube Adenstedt sind einige dieser Objekte ausgestellt. Dort liegt auch eine Fotodokumentation über die Grabungsarbeiten aus. Eine wissenschaftliche Bearbeitung gibt es bis heute nicht, lediglich Grabungsberichte über einige der Hügel liegen vor. In den nationalen Registern der Fundplätze der Bronzezeit sind unsere Hügelgräber unbeachtet.
Wir hier vor Ort können uns aber trotzdem freuen, daß immer noch einige Hügel in unserem Wald uns an die Vergangenheit erinnern.
Mögen sie noch lange stehen bleiben.

Text: Hans-J. Wolff
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